Das Ding unter dem ich ein wenig leide, ist folgendes: ich muss eigentlich wirklich am Stück einspielen, weil sich die Finger immer ein ganzes Stück an das Verhalten der jeweiligen Simulation gewöhnen müssen. Saiten und Finger machen einen recht beachtlichen Teil des Sounds aus und das Problem mit den Simulationen fängt genau genommen immer da an, wo sie diese wichtigen Nuancen zukleistern.
Das ist ein Phänomen, das ich bei JEDER Simulation festgestellt habe. Und so erklärt sich dann auch, dass ich mir oft einen Wolf speichern kann, weil ein Recordingsound, der gestern noch gut funktionierte, heute in einem anderen Kontext nicht mehr klingt. Gerade Zerrsounds sind die Gradwanderung, bei der die Fingerchen manchmal fast schon gewaltsam einiges an Dynamik und Feinkrempel wieder reinbringen müssen, was der Modeler gerade killt, weil sonst der Sound an sich nicht möglich wäre.
Ich hatte eine ganze Zeit lang das Boss Gt6, das Vox Tonelab und das Guitar Rig gleichzeitig parallel genutzt. Mit dem Guitar Rig habe ich wirklich nur gedaddelt oder mal ein paar Drums gefiltert. Ob ich letztlich das Tonelab oder das Gt6 gespielt habe, war von der Tagesform abhängig.Es war eben immer eine Überaschung, wer mich an diesem oder jenen Tag noch durch den Gerätesound durchklingen ließ
Rein auf Software basierende Simulationen wie Guitarix oder eben Guitarrig haben es zudem scheinbar ein Stück weit schwerer, als gute Hardware-Modeller (jwarum weiß ich auch nicht). Zudem muss man damit leben können, dass die Sounds wirklich erst mit ein bisschen Hall oder Chorus anfangen zu klingen.
Ich hatte mal ein Zoom PS2. Das war mein erster "Harddiskrecorder", wenn man es denn als solches bezeichnen kann. Drin war auch ein Amp-Modeller mit einer Menge Presets. Für meinen Geschmack waren die alle viel zu sehr mit Effekten überladen. Als ich sie rausgedreht hatte, wusste ich warum. Ohne Effekte klangen die Sounds richtig zum kotzen
Viele Simulationen leiden nun mal unter einem Mangel an substantiellen Basisssounds. Da darf man schon ein bisschen schrauben, bis man da was gescheites raus bekommt.
