autoandimat hat geschrieben:
Wenn ein einzelnes Instrument schon für sich eine raumfüllende Frequenz-Powerwand darstellt nimmt es den anderen Instrumenten leicht ihren Wirkungsbereich.
Gitarristen machen häufig den Fehler die Gitarre grundsätzlich als Dampfgeber zu sehen. Im Grunde wird ein dynamisches Bild aber von der Rhythmus-Sektion als gesamtes gebildet.
Nein, wird er nicht
Das dynamische Bild wird genau so gebildet, wie man das im Einzelfall haben will
Recht hast Du allerdings, wenn man davon ausgeht, dass man das eben so will, wie von Dir beschrieben. Und die klassiche Rockbandbesetzung hat sich nicht ganz zufällig so stark durchgesetzt.
Richtig ist, dass Gitarristen gerne sagen "Meine Band soll fett klingen!" wenn sie meinen "Meine Gitarre soll fett klingen."
Wer einen fetten und differenzierten Sound will (und NUR, wer das will) wird in der Tat die Gitarren lieber "dünn" klingen lassen. Richtig klassisch wird das, wenn man das im Arrangement umsetzt, wenn also die Gitarristen "dünn" und/oder dumpf spielen, wo es im Arrangement so am besten passt. Bei den alten Black Sabbath kann man das sehr schön hören. Der Bass ist immer sehr dumpf mit dezenten Spitzen im Mittenbereich, das Blech meist leise gespielt und die Drums überwiegend trocken. Und Iommi spielt gestoppt oder lässt eher dumpfe Akkorde ausklingen, wenn Ozzy seine liebliche Stimme erhebt.
Geschickt ist auch sowas wie die schwarze Metallica-LP. Wenn man sich das mit richtig amtlichen Kopfhörern bei mittlerer Lautstärke anhört, sind bei vielen Stücken gar keine fetten Zerrgitarren zu hören. Stattdessen eine Wand von meist mehreren dumpfen Gitarren mit leichtem Overdrive und dazu synchron ein paar ultradünne, leise Zerrklampfen. Alles zusammen klingt im Autoradio dann wie ein Metallica-Preset von einem schei.... öhh äähhh schönen Modeling-Amp.
Das erste ist echt sehr leise, das zweite würde ich gar nicht unbedingt als dünn bezeichnen. Ganz klassischer, mittiger Rhythmusgitarrensound wie man das von Bad Company und den frühen Judas Priest kennt. Sogar etwas fetter als die, würde ich sagen...
Echt nicht übel, wirklich nicht übel
Na ja, Keyboards....
Da fällt mir spontan ein: der Hintergrund dürfte noch etwas karger, trockener und dabei irgendwie zackiger, "härter" sein damit die leadgit noch etwas extremer sägen kann, so schmatzende, kratzende, knisternde, blisternde Handliggeräusche und gelegentliche feedbacks könnte ich mir da vorstellen.
autoandimat hat geschrieben:
Wenn man jetzt wieder zum ersten Beispiel geht würde man nicht vermuten dass sich das ganze so im Gesamtbild verhält. Alles ist hörbar, die Bassdrums gehen nicht unter, nix verschlabbert und es ist ne gewisse Grunddynamik da – zumindest für meine Ohren.
Klingt für mich ziemlich Profilike, wenn die Drums etwas dynamischer, lebendiger wirken würden und ein interessanter Song auf dem Hintergrund laufen würde, würde ich mir das kaufen
autoandimat hat geschrieben:
Das war sehr oft so die Schwierigkeit mit den SM57-Aufnahmen. Die Gitarre an sich klang deutlich besser aber der arme Mischer konnte sich hinterher entscheiden ob der Gitarrist oder der Drummer mit nem langen Gesicht nach Hause geht.
Na gut, es gibt ja EQs und Automation und rausgefiltert, was man nicht haben will, ist leichter als reingerechnet, was fehlt.
autoandimat hat geschrieben:
zettberlin hat geschrieben:Das Mass aller Dinge ist, das, was man selbst hören will. Wenn man dazu neigt, andere Sachen als die meisten anderen hören zu wollen, dann ist das eben so
Das ist das Mass der Dinge für mich persönlich natürlich auch. Aber bei weitem nicht das Mass aller Dinge.
Also ist es jetzt das Mass aller Dinge oder "bei weitem nicht"
autoandimat hat geschrieben:
Ich denke dass sich viele Leute schon an gängigen Sounds orientieren und es auch nicht schlecht finden wenn der Faktor nicht unberücksichtigt bleibt.
Wer Rücksicht will, soll zahlen!
Wenn man in einer Muckerband Coversongs spielt die 1500E/Abend bekommt, dann darf der Kneiper auch erwarten, dass seine Gäste Message in a Bottle und Highway to hell so vorgespielt bekommen, dass sie mit dem Arsch wackeln und sich voll laufen lassen.
Aber wenn man sein eigenes Ding macht, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder man macht sein eigenes Ding bis zum Exzess und hat Glück und wird genau deswegen vergöttert oder man versucht sich ranzuschmeißen, ist selbst nie richtig glücklich damit und die Leute merken eh´ dass das nix richtiges ist.
Vor 10 Jahren hat Antony Haggarty nicht mal einen Plattenvertrag bekommen. "Ach nö. Chansonartiges Schwulengedudel, noch dazu so over the top, dass es nicht mal was für Kleinkunstfreunde ist..." Vor zwei Jahren hat er dann einen Britaward bekommen, er kann innerhalb von ein paar Stunden 1000 Eintrittskarten für jeden Preis verkaufen und seine Alben stehen zum Vollpreis in jedem E-Markt stapelweise, inklusive der 200Gramm Virgindye Vinyls für 25E. Alle Kritiker nennen ihn einen Halbgott, ganz normale Leute auch. Dabei macht er immer noch das gleiche wie vor 10 Jahren, nur noch extremer, kompromissloser und weniger eingängig.
Das, meine Damen und Herren, nenne ich Erfolg.